von Sonnenheim

Diese Zuchtstätte weckte meine Aufmerksamkeit. Einmal brachte sie Hunde hervor, die Vorfahren meiner Zucht waren, zum anderen hörte ich von dem üblen Ende des Züchters, er wurde ermordet.

Aus der heutigen Sicht ist solch eine Tat kaum vorzustellen, darum wollte ich mehr erfahren und begab mich auf Spurensuche. Als Anhaltspunkt hatte ich die Zuchtbucheintragungen und die Stadt, in der Rudolf Kruse lebte, der unter dem Zuchtstätten Namen von Sonnenheim züchtete, es war Schwerin.

Ich suchte in Archiven von Schwerin, hörte über Mund zu Mund Propaganda von Menschen, die Dorfchroniken über Bürger ihres Dorfes nieder schrieben, bezog mich auf Literatur des VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften ( für die junge Generation, die nach der Wende geboren wurde, VEB = Volkseigener Betrieb reglementiert wie alles durch die SED = Sozialistische Einheitspartei Deutschland ). Ich stellte erstaunt fest, wie eng Schicksale miteinander verknüpft waren. Züchter, aus Ostpreußen, Berlin oder Mecklenburg, liest man ihre Wurfeintragungen in alten Zuchtbüchern, fallen einem nur Namen und Zuchtbuchnummern ins Auge. Doch die Schicksalslinien kreuzten sich, hinter jeder Nummer und Namen stecken individuelle Persönlichkeiten, ob Mensch oder Saluki. Ich bin aber auch in viele Sackgassen geraten, habe Spuren von Menschen gesucht, die nur gleiche Namen der Vorfahren trugen, oder Nachbarn zu einem anderen Zeitpunkt waren, nachdem Rudolf Kruse bereits ermordet war, und die von der Tat nichts mitbekommen hatten.

Je mehr ich über die Zuchtstätte von Sonnenheim erfuhr, desto mehr nahmen mich meine Recherchen gefangen. Ich suchte Nachbarn auf, die damals junge Erwachsene oder Kinder waren, hörte ihren Erzählungen zu, erlebte Zusammenbrüche ob der Erinnerung und deren neuen Erkenntnisse über den damaligen Komplott, der erst jetzt in seiner Tragweite und Tragik begriffen wurde. Es gab Momente des ergriffenen Schweigens und in den Arm Nehmens.

Lassen Sie mich erzählen, was damals geschah, damit diese Geschichte nicht verloren geht.

 

Jugend in Penzlin

Rudolf Kruse wurde am 11.4.1909 in dem Mecklenburger Dorf Penzlin geboren, am Penzliner See gelegen und etwa 50 km von mir entfernt, wo ich auch nach der Wende zufällig landete.

Sein Elternhaus, eine Jugendstilvilla, lag an einem recht großen Dorfsee in idyllischer Lage. Seine Eltern waren Wilhelm Kruse und Henny geb. Kiesbach.

Nach dem Kriege lebte die Mutter von Rudolf Kruse, Henny, noch in dieser Villa. Als ich diese Bilder aufnahm, war es 2001, die Villa schien nicht mehr bewohnt zu sein und dem Verfall anheim gegeben.

In der Zwischenzeit hat sie doch noch jemand gefunden.

Von dieser ehemals prachtvollen Villa aus hatte man den Blick auf den Penzliner See frei. Eine herrliche Umgebung für einen kleinen Jungen, heran zu wachsen.

Rudolf hatte einen Schulfreund, Heinz Schnack, der nur einige wenige 100m von ihm entfernt wohnte, und dessen Eltern in Penzlin einen Kolonialwarenhandel betrieben.

Die Bewohner nannten es kurz "Das Schnack Haus", welches in der Bahnhofstraße steht, und so wird es noch heute genannt.

Familie Schnack war recht wohlhabend, Penzlin am Penzliner See heutzutage ein verschlafenes Dorf. Früher war Penzlin ein Handelsknotenpunkt, eines der großen Einkaufszentren für die weitere Landbevölkerung Mecklenburgs.

Wie bestimmt vor 70 Jahren ihre Vorfahren, so steht hier jetzt Mamnouna's Etzbutsch vor dem Haupteingang; sie wartet auf meine Rückkehr.

Rudolf entwickelte sich zu einem geistig arbeitenden Menschen, einem jungen Mann, der Artikel für Zeitschriften schrieb, und der Bücher sowie Bildbände heraus gab. Um beruflich mehr Möglichkeiten zu haben, zog er nach Schwerin.

In seinem Garten baute er eine große Voliere für Vögel, hielt Hühner und hatte einen großen Zwinger für seine Hunde. Auch der Stall für sein Pony befand sich dort.

Aus der Zuchtstätte "el Nufat" erwarb er die graugrizzle Hündin Gonin el Nufat ZbNr. 441 ( 182 x 460 ).

Es ging ihm wirtschaftlich gut, er blieb von den Nazis unbehelligt und mußte nicht in den Krieg ziehen. Er hatte eine Lebenspartnerin, Marie Zimmermann, geb. am 27.2.1890 in Luckenwalde, Mädchenname Franz, deren Eltern in Schwerin in der Königstraße Ecke Friedrichstraße das Tuchhaus Franz betrieben. Sie war eine Konzertpianistin, Kultur und Bildung wurden groß geschrieben. Zu DDR Zeiten wurde die Königsstraße in Puschkinstraße umbenannt.

ehemaliges Tuchhaus Franz gegenüber der Mündung der Friedrichstraße in die Puschkinstraße, ehemals Königstraße.

Am 22. Februar 1943 ließ er seine Gonin von seinem Rüden "Salem vom Gildehof" 425 decken, und züchtete seinen A Wurf 5/4, geboren am 24.4.1943. Er nannte die Kleinen Aladin, Ali Baba, Achmet, Ariston, Aris, Abisag, Aischa, Amara und Arami.

Neue Nachbarinnen zogen in die andere Doppelhaushälfte, Mutter und Tochter. Sie stammten aus dem Baltikum aus Riga und hießen Karin und Irene Ossel. Sie wurde von den Russen politisch verfolgt, erklärte die Mutter. Die Nazis nahmen sie gerne auf, und wiesen ihr das Nachbarhaus zu.

Dieses Bild habe ich 2001 gemacht, als die Haushälfte von Rudolf Kruse von den neuen Besitzern renoviert wurde. Links aus dem Bild steht die Haushälfte der Frauen Ossel, nur die Gaube ist von dort noch zu sehen.

2009

Es gab drei gleich aussehende Doppelhäuser in einer Reihe, lediglich die Hälfte von Rudolf Kruse war in einem optisch sehr gepflegten Zustand, die Klinkerzwischenräume geweißt, alles sah sehr gepflegt aus, im Gegensatz zu den anderen Haushälften, wo die Männer in den Krieg eingezogen waren.

Die Eingangstür 2001

Im folgenden Jahr zog er aus der Hündin Ganetti von Arabien 537 und dem selben Rüden wie zuvor, Salem vom Gildehof, seinen B Wurf 3/2, geboren am 16.6.1944. Ganetti hatte er von Maria Weißweiler aus Korbsdorf / Ostpreußen gekauft. Er nannte die Welpen Bint, Biwakuf, Buschur, Balli und Bela. Der Welpe Biwakuf 605 wurde an den Kunstmaler Graf Luckner nach Berlin verkauft. Bela rettete Maria Weißweiler nach dem Mord an seinem Züchterpaar, und holte sie zunächst neben anderen Salukis nach Berlin, später erhielt sie Heinz Schnack, davon weiter unten.

Die Rückseite des Hauses 2001...

...der Garten, in dem die Salukis spielten...

... und in dem Ariston, ein weiterer Saluki und ein Dackel verhungerten.

2009

2009

Hinter der weißen Hütte geht der Garten noch weiter.

Ich vermute, daß der nächste Wurf ein Unfallwurf war, denn es war eine Geschwisterverpaarung zwischen Aladin 574 und Arami von Sonnenheim 582, wobei am 3.2.1945 3/4 Welpen auf die Welt kamen, aber nur eine kleine Hündin belassen wurde: Chami von Sonnenheim 619.

1945 wurde Schwerin zunächst von den Amerikanern und Kanadiern eingenommen. Hier wurde bereits Rudolf Kruses Haushälterin, als sie Brennesseln für die Vögen sammeln wollte, von farbigen Amerikanern vergewaltigt. Später zogen sie sich zurück und die Russen kamen. Und mit ihnen zogen erst recht Willkür, Plünderung und Vergewaltigungen ein.

Rudolf Kruses Nachbarin Karin Ossel jedoch bot sich sogleich dem russischen Stadtkommandanten Oberst Tscheprassow als Dolmetscherin an. Sie berichtete, nun von den Nazis verfolgt gewesen zu sein, und begab sich und ihre Tochter unter den Schutz der Russen. Die Tochter Irene war damals 17 Jahre alt, und schwärmte für Rudolf Kruse.

Die Nachbarn verbarrikadierten sich regelmäßig zur Nacht, stemmten Bretter unter die Türklinken, als eines Abends Russen vor der Tür standen, und eindrigen wollten. Da riefen die Eltern von Günter P. Karin Ossel zu Hilfe, die aus dem Fenster heraus den Russen in deren Sprache wohl so viel um die Ohren geschlagen hatte, daß die fluchtartig den Rückzug antraten.

Der kleine Günter P. hier am 1.5.1942, 4 Jahre vor der Bluttat.

Rudolf Kruse und seine Marie blieben weiterhin weitgehend unbehelligt. Sie hatten sich nicht mit den Nazis fraternisiert, ihnen war nichts vorzuwerfen.

Rudolf Kruse besaß eine Ponykutsche mit einem fleißigen dunkelbraunen hübschen Pony davor. Damit, und in Begleitung von seinen Salukis, fuhr er oft auf der Landstraße in Richtung Gadebusch aus, um seine Hunde zu trainieren.

In der Nachkriegszeit blühten Neid und Mißgunst. Und Rudolf Kruse bekam reichlich davon ab. Er war nicht eingezogen, blieb von den jeweiligen Regimen unbehelligt, lebte "in wilder Ehe mit einer älteren Frau", eine Ungeheuerlichkeit in den damaligen Köpfen. Seine Ponykutsche weckte zudem Begehrlichkeiten. Machmal fuhr er in das Schelfwerder Holz, wo er eine Waldwiese gepachtet hatte. Dort mähte er immer mal wieder mit seiner Sense Gras für das Pony und fuhr seine kleine Ernte nach Hause.

Der Krieg war fast 1 Jahr vorbei, und er zog seinen D Wurf 2/1, geboren am 20.5.1946 von Aris von Sonnenheim 578 und aus der Bela von Sonnenheim 603. Als die Welpen ca. 12 Wochen alt waren, fuhr er wieder mit seiner Kutsche und erwachsenen Salukis auf die Waldwiese, um wieder Gras zu mähen. Seine Frau war auch dabei. Es war der 24. August 1946, 15 Monate nach Kriegsende, als sie auf der Waldwiese ankamen.

Plötzlich tauchten aus einem Hinterhalt bewaffnete Russen auf. Sie erschossen Rudolf Kruse und fast alle seine Salukis, die dabei waren. Dann vergingen sie sich an seiner Frau, ermordeten sie und versuchten sie, mit der Sense zu zerstückeln.

Auf Schelfwerder hatte Rudolf Kruse eine Waldwiese gepachtet, von dort aus ging das Pony in Panik durch, und galoppierte nach Hause..

...Richtung Stall die ihm bekannte Strecke ...

... wo es schweißnaß ankam, und Entsetzen verbreitete.

Rudolf Kruse und Marie Zimmermann wohnten auf dieser Karte in der Straße, die fast waagerecht oben links im Bild eine kleine Biegung auf ihrer Geraden macht.

Die Nachbarin erinnert sich noch, wie die Haushälterin in der Gartenpforte stand, verzweifelt die Hände rang und immer wieder rief, was sie denn um Gottes Willen bloß tun solle. Zuhause befanden sich die drei Welpen Dschanschal, Dschunschid und Dschunka, ihre Mutter Bela, Aris der Vater, sowie Ariston und ein weiterer cremeweißer Saluki und ein Dackelmischling. Biwakuf hatte einen Schock und war noch unterwegs.

Wilhelm Franz, der Bruder von Marie, lehnte Hilfe für die Salukis ab, er war mit seinem eigenen Entsetzen über diese grausame Tat beschäftigt.

Sherif Hassan von Arabien, der erste Saluki, den Rudolf Kruse besaß, und der Dackelmischling verhungerten später. Es fühlte sich niemand verantwortlich für die Tiere, die ihrem Schicksal überlassen blieben.

Das Haus von Rudolf Kruse wurden von den Russen sequestiert.

Rudolfs Mutter Henny wohnte noch in Penzlin, sie und Rudolfs Geschwister wurden von den neuen Machthabern und Neukommunisten bedroht, ja keine Nachforschungen über den Tod ihres Sohnes anzustellen, man wollte den Mord nicht publik machen, das paßte nicht in das sorgfältig aufgebaute Bild der "Freunde", wie die Russen ironisch während der gesamten Besatzerzeit genannt wurden, bis hin zur Wende 1989. Was es nicht geben durfte, gab es eben nicht. Dabei waren Übergriffe der Russen und ungezählte Vergewaltigungen noch sehr lange nach dem Krieg schauriger Alltag.

Das bestätigten mir meine alten Nachbarinnen ebenfalls. Mein Haus war damals eine russische Kommandatur. Die hier lebenden Russen verschonten Hohenmocker, zogen aber marodierend in die Nachbardörfer und die wiederum hierher. Da sie jedoch als kinderlieb galten, wurden Kinder auf die Dachböden geschickt, um Ausschau zu halten. Die warnten dann die Frauen, die sich schleunigst mit einem bereit stehenden Pferdewagen in einen nahegelegenen Wald retteten. Manche Frauen versteckten sich auch in den hier oft vorkommenden hohlen Weidenbäumen, verbrachten dort etliche Stunden in Angst.

Monate nach dem Krieg wurden mehrere deutsche Männer von den Russen durch Hohenmocker getrieben, drei an der Kirchhofsmauer erschossen, die anderen weiter getrieben an meinem heutigen Haus vorbei in Richtung Hohenbrünzow, wo sie im Wald erschossen und verscharrt wurden. Meine verstorbene Freundin war als Kind Augenzeugin, sie wohnte damals gegenüber der Kirchhofsmauer, ihr Bruder lief als Kind den Russen hinterher, und kam später totenbleich zurück.

Rudolf Kruse und Marie Zimmermann wurden im Krematorium verbrannt, damit keine Spuren zurück bleiben würden und am 5. September beerdigt. Seiner Familie blieb nicht mehr, als am 3.9. 1946 in der Landeszeitung, dem Organ der SED, eine Todesanzeige aufzugeben, ohne die Todesursache nennen zu dürfen. Er wurde nur 37 Jahre alt.

Rudolf Kruse und Marie Zimmermann wurden gemeinsam auf dem alten Friedhof in Schwerin beerdigt.

Sein Grab hat keinen Stein, ich habe ein paar Blümchen darauf gelegt. Eine Dame von der Friedhofsverwaltung zeigte mir diese Grabstätte. Marie Zimmermanns Urne wurde später im Auftrage von Wilhelm Franz wieder heraus geholt und in derem Familiengrab beigesetzt.

Das Pony hat auch schnell neue Liebhaberinnen gefunden, es waren die Nachbarinnen Ossel, die nun stolz mit der Kutsche herum fuhren. Mit auf dem Kutschbock saß die von Rudolf Kruse verschmähte Tochter. Irgendwann fanden die Russen aber das doppelte Spiel der Mutter heraus, und fortan war es aus, mit deren Protektion. In den 70er Jahren starb sie. Die Tochter aber, später verheiratete Höhnke, machte Karriere in der SED und der DDR Regierung. Sie studierte in Moskau, was auch immer, und war u.a. Mitarbeiterin der Botschaft der DDR in der Tschechoslowakei, sie hatte Macht und benutzte sie auch rigoros. Nach der Wende und im Alter lebte sie in ihren letzten Jahren bis 2004 beim "Klassenfeind" in einem Altenpflegeheim in Mölln, wo sie als herrschsüchtig, zänkisch und bestimmend auffiel. Am 27.1.2004 starb sie.

Er war damals 3 Jahre alt, als die grausame Tat geschah, ein Nachbar auf seiner allabendlichen Position zusammen mit seinem Kätzchen.

Vieles, von den hier niedergeschriebenen Begebenheiten von Schwerin habe ich in den persönlichen Gesprächen berichtet bekommen. Dabei waren die Zeitzeugen bereits älter oder Greise, denen die schreckliche Erinnerung sehr nahe ging, und die Rudolf Kruse gut leiden konnten. Die baltischen Nachbarinnen schätzten sie nicht so sehr, verdrängten aber die Vergangenheit und die damit verbundenen Gefühle. Erst, als ich auftauchte, holten sie ihre Erinnerung wieder vor. Und aus der Distanz betrachten, durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag: Es waren Karin und Irene Ossel, die Nachbarinnen, die den Hinterhalt organisiert hatten, die die Russen gedungen hatten, die Morde zu begehen, die eine, die unglücklich verliebt war, deren verschmähte Liebe sich in Haß verkehrte, wenn sie den Mann nicht haben konnte, sollte es auch keine andere Frau, die neidisch waren, die die Kutsche haben wollten, die auch die Ponykutsche von den Russen zugesprochen erhielten, die Tochter Irene, die sich bei den Russen und später den Kommunisten unentbehrlich, und Karriere gemacht hatte. Karin Ossel blieb den Nachbarn als grobschlächtig aussehende, dumme und verschlagene Person im Gedächtnis, ihr wurde die Anführerschaft in diesem Komplott zugetraut. Karin Ossel, die gerade eben noch Tipps für schöne Handarbeiten gab, um im nächsten Moment verbal aggressiv auf Leute los zu gehen. Der damals 9 jährige Günter P. warf beim Spielen mit Steinen, und traf ein Fenster von Karin Ossel. Die beschimpfte das Kind daraufhin als Nazibrut, obwohl sie kurz zuvor noch mit ihm scherzen konnte.

Irene, ihre Tochter, galt als raffiniert, verschlagen und intelligent. Sie war zänkisch und gefährlich, verbreitete Furcht in den folgenden Jahren, die damaligen Nachbarn waren stets vor ihr auf der Hut.

Es war eine bedrückende Situation für mich, da ich entsetzliche Erinnerungen und Gefühle aufgewühlt hatte, aber es war ungleich schrecklicher für die alte Dame, Frau Glause, die bemüht war, Haltung zu bewahren, kalkweiß wurde, und mit leiser Stimme bat, sich entfernen zu dürfen. Mir blieb nur noch, sie schweigend kurz in die Arme zu schließen, bis sie mit zittrigen Schritten vorsichtig ins Haus geführt wurde.

Maria Weißweiler, die auf ihrer Flucht aus Ostpreußen in Berlin einige Monate Station machte, hörte von dem Verbrechen, und reiste nach Schwerin. Sie holte Dschanschal, Dschunschid und Dschunka ab, ferner Bela, Aris und Biwakuf, der mit auf der Waldwiese war und das Verbrechen miterlebt hat.

Bela von Sonnenheim, die Wurfschwester von Biwakuf

Bela von Sonnenheim

Der Rüde Dschanschal von Sonnenheim blieb bei Martha Astfalk-Vietz, wo er später unter dem Zwingernamen el Schahin in die Zucht ging.

Heinz Schnack übernahm Bela, Aris und Campus von der Haidmühle und züchtete später in Penzlin mit Bela und dem Rüden Champus von der Haidmühle 393 den am 23.4.1948 gefallenen Wurf 4/3, hier noch nicht unter dem Zwingernamen von Sonnenheim, den er erst zum folgenden Wurf übernahm.

Heinz Dieter Schnack führt Bela am Halsband. Bela, die zur Jagd eingesetzt wurde, sucht aufmerksam die Gegend ab.

Bela von Sonnenheim auf den Schwellen der demontierten Bahngleise.

Er hatte keine Absatzschwierigkeiten, denn nach dem Kriege wurden alle Deutschen entwaffnet, mußten alle Waffen abgeben. Doch Lebensmittel waren knapp, und so ging man heimlich auf die Jagd mit den Salukis. Doch nicht nur Salukis wurden zur Hetzjagd eingesetzt, nahezu jeder Hund auf dem Lande wurde dazu angehalten, wie man mir mehrfach berichtete.

Heinz Schnack mit Bela, einem Grey und einem Whippet, die Beute, ein Fuchs. Auf dem unteren Bild ist noch ein kleiner Terrier als Jadghelfer abgebildet. Hier sieht Bela tragend aus.

Die von den Hunden erlegte Strecke

Die Ernährungslage in Deutschland verbesserte sich erst Anfang der 50er Jahre.

Am 31.5.1949 wurde der nächste Wurf aus Bela und Aris gezogen, 3/1 Welpen kamen zur Welt.

Bela mit ihrem F Wurf

Eine weitere Wurfwiederholung von 4/3 Welpen folgte am 5.4.1950, dem F Wurf von Sonnenheim, dann ein letzter Wurf nach Jahar el Saraje von 2/0 am 23.10.1953. Danach wurde die Zucht eingestellt. Heinz Schnack war schon lange verheiratet, sein Sohn zog an den Bodensee, wohin er vor der Mauer noch umgesiedelt war.

Schweriner Schloß

 

Von Sonnenheim Teil 2

Nachfolgende Bilder habe ich im November 2009 erhalten, und bedanke mich sehr herzlich bei Herrn Heinz Dieter Schnack, der sie im Nachlaß seines Vaters fand und mir schenkte.

Ich habe die Bilder recherchiert und die Hunde darauf identifiziert. Einige der Bilder waren beschriftet, die meisten nicht. Das Zuchtbuch mit seinen Eintragungen war mir eine Hilfe, dann die unterschiedlichen Schraffierungen der Bilderränder, die Photolabors mit ihren Besonderheiten, das Photopapier, die Jahreszeiten, die Schatten, die darauf hin deuteten, Halsbänder der Hunde und viele Kleinigkeiten mehr. Ich konnte alle Hunde exakt identifizieren, und die Bilder ergeben ein wunderbares Archiv.

Die Bilder waren teilweise klein, wie Briefmarken, und so konnte es passieren, daß ein weißer Rand beim Scannen stehen blieb.

Bei dem zunächst noch unbekannten Rüden, der noch nicht als grizzle eingetragen wurde, habe ich sämtliche Rüden des entsprechenden Alters aus dem Zuchtbuch herausgeschrieben, die Roten und Schecken nicht. Auf der Rückseite seiner Bilder stand lediglich sein Spitzname, der sich Luga oder Luge liest und sein entsprechendes Alter. Eine Luge ist mundartlich ein Schlitten, vielleicht besteht da eine Assoziation zu Ostpreußen, Schnee und Schlittenfahrt. Man konnte hiermit seine Entwicklung betrachten und ihn anhand bekannter Welpen, hier A Wurf von Sonnenheim, bei dem die Daten bekannt sind, zuordnen. Danach habe ich Rückschlüsse aus den Querverbindungen der Züchter untereinander gezogen, es verblieben der Logik zufolge nur drei in Frage kommende Rüden der Zuchtstätte von Arabien. Dieses waren Akbar, Assur und Athaman von Arabien. Assur war dunkler, Athaman bliebt zur Weiterzucht in Ostpreußen bei Maria Weißweiler und kam bei einem Bombenangriff ums Leben. Also verblieb nur noch Akbar von Arabien 531. Er muß es sein, der bei Familie Kruse in Schwerin lebte.

Nein, ist er nicht. In alten Aufzeichnungen fand ich, daß der Rüde Sherif Hassan 400 bereits vor der Züchtertätigkeit in der Zuchtstätte von Sonnenheim an Rudolf Kruse verkauft wurde. Er ist das letzte fehlende Glied in der Kette der zu identifizierenden Salukis. Kein Mensch ruft einen Hund Sherif Hassan, und so wurde er nur bei seinem Spitznamen gerufen.

Sherif Hassan deckte die Hündin Obeida el Saluk 406 ( ) in der Zuchtstätte Tempo von Agnes Friederici, die am 30.5.1945 zur Welt kamen 1/2.

1948 deckte er seine Tochter Fama Tempo 643. Somit hat er die Kriegszeiten überlebt.

 

Ich habe die Hunde nach ihren Zuchtbuchnummern sortiert. Zunächst Vorfahren der Zuchtstätte von Arabien.

 

Bilai-Rukaija von Persien 9

 

Farase el Saluk 100, dieses Bild zeigt sie 1942. Heute würde man sie als black & tan eintragen. Sie begleitete Maria Weißweiler bis auch sie dem Krieg zum Opfer fiel. Farase war eine Tochter von Hassan el Bahrein 69 ( Sarona Kelb x Hosna el Bahrein ) und Sarona Dhurra 60 ( Sarona Kelb x Sarona Nurnisha ).

 

Farase links, und Moy von Bergmahd 362 ( Ramses vom Gildehof 267 x Mischa 357 ) rechts auch 1942 in Ostpreußen.

 

Hinten im Bild steht Moy, 4 jährig, vorn sitzt die 9 jährige Farase.

Hier ein Ausschnitt, das Bild wurde am 20.9.1941 in Ostpreußen aufgenommen. Auf der Rückseite des Bildes steht: 2 meiner schwarz elfenbein Zuchthündinnen ohne Vollhaar.

Farase wurde von ihrer Besitzerin Maria Weißweiler zärtlich Musch genannt.

Hatis as Kasr i Chudajân ( Heiduk von der Hasenklage 313 x Prinzessin Gülnare as Kasr i Chudajâ deckte Gerizza el Nufat. Der österreichische Rüde besaß eine Ohrbefederung von 32 cm.

links der Rüde Aladin aus der Ferne 163 ( Mirza el Saluk 62 x Bash Kadyn el Saluk 84 ) , rechts Suleika el Saluk 138 ( Sarona Malik 96 x Sarona Yasemin 133 )

 

Asijah el Saluk 382 ( Sarona Josef 373 x Dora von der Hasenklage 252 )

 

links der Rüde Tetmar von Arabien 513 ( Bib 182 x Sahiba von Arabien 402 ), rechts die Hündin Gherizza el Nufat 440 ( Bib 182 x Abisay 460 ). Maria Weißweiler sitzt auf einer hoch tragenden Araberstute.

 

Shahin el Saluk 552 ( Sarona Josef 373 x Oriafa el Saluk 409 ) im November 1941 sechs Monate alt.

 

Gilan von Arabien 540 ( Mario von Bergmahd 383 x Gerizza el Nufat 440 ) li. und Gerahia 539 rechts. Die zierliche junge Frau in der Mitte ist Maria Weißweiler.

 

Gilan von Arabien 540 und Gauni von Arabien 538 halb verdeckt in ihrem ersten Winter 1941 / 42 im ostpreußischen Wald.

 

Ganetti von Arabien 537 bei ihren neuen Besitzern in Schwerin, bei Rudolf Kruse und Marie Zimmermann.

 

Ganetti links und Salem Vom Gildehof 420 ( Marduk 272 x Naja vom Gildehof 287 ) rechts.

 

Ganetti vorn und Gonin el Nufat 441 ( Bib 182 x Abisay 460 ) hinten bei einem der Spazierfahrten nach Schelfwerder, eine Insel in Schwerin.

 

Gilan von Arabien 540 ( Mario von Bergmahd 383 x Gerizza el Nufat 440 )

 

Marie Zimmermann inmitten des ersten Wurfes der Zuchtstätte von Sonnenheim, geboren am 24.4.1943. Links im Bild Ganetti von Arabien 537 ( Mario von Bergmahd 383 x Gerizza el Nufat 440 ).

 

Gonin el Nufat 441, die Mutter der großen Welpenschar, wird von ihren kleinen Kletteren fast ganz verdeckt.

 

Hier schleicht sich Ganetti vorsichtig an um zu schauen, ob sie auch etwas ab bekommen kann. Interessant sind die beiden roten Hunde links und mitte im Bild vor dem Brennholz. Es sind zwei kleine Greys, die mit den Salukis zusammen aufwachsen, oder zu Besuch sind.

 

Hier ist der eine allein im Bild

 

Hier scheint es der selbe Hund links im Bild zu sein.

 

Dieses Bild entstand an einer Pferderennbahn. Vermutlich eine Rennbahn für Traber, weil sie ein Sandgeläuf hat. Die Galopper gehen auf Gras. Offensichtlich sind die Hunde interessanter, als die Pferde, so viel Aufmerksamkeit erregten sie. Diese Bilder entstanden Anfang der 50er Jahre. Die Dame, die die Hunde hält, müßte die Mutter von Heinz Dieter Schnack sein.

Hier lief Anka von Sonnenheim im 3. Rennen und belegte den 3. Platz. Interessant, daß von 24 gestarteten Greys neun ein Jahr alt waren, vier zweijährig, vier dreijährig, fünf vierjährig, einer fünfjährig und der weiße Wasted Wine von Dr. Paeske 6 Jahre alt. Die Distanz betrug 400m, es gab 4 Felder, die jeweiligen Siegerzeiten wurden mit 30,1 25,9 und 28,0 im Programm vermerkt, eine Zeit fehlt.

 

Hier die zwei Schnack'schen Greys, mit Bela und einem kleinen Terrier und Beute.

 

Darling von Sonnenheim, Heinz Schnack züchtete auch Greys, die nach dem Kriege auch auf echtes Wild angesetzt wurden.

 

Es gab bereits Windhundrennen mit Salukis, von einer begeisterten Menge bestaunt. Hier ein 6er Feld.

Ein Ausschnitt aus dem Bild von oben. Interessant sind die damaligen Renndecken und Rennmaulkörbe. Letztere sehen sehr Mißtrauen erweckend aus.

 

Abisag von Sonnenheim 579 ( Salem vom Gildehof 425 x Gonim el Nufat 441 ) weich und warm in Maria's Pelzkragen

 

Ali Baba von Sonnenheim 575

 

Amara von Sonnenheim 581

 

Marie Zimmermann vor der Haustür. Links steht der creme farbene Rüde Aladin von Sonnenheim 574, die schwarz weiß grizzle Hündin ist Amara von Sonnenheim 581. Der Rüden dahinter ist Sherif Hassan von Arabien 400 ( Aladin aus der Ferne 163 x Suleika vom Gildehof 248 ).

 

Abisag von Sonnenheim 579 mit 8 Monaten

 

Amara von Sonnenheim 581 8 Monate alt

 

Arami von Sonnenheim 582 mit 8 Monaten, heute würde man sie als grau weiß grizzle, irish marked, eintragen.

 

Hier ist der A Wurf bereits knapp 8 Monate alt.

von links nach rechts Amara, Ariston, Abisag, Aladin und Arami von Sonnenheim.

 

Abisag, dahinter Ganetti

 

Links stehen Amara und rechts Arami von Sonnenheim im Alter von 8 Monaten.

 

Amara als Jundhündin mit knapp 1 1/2 Jahren

 

Salem vom Gildehof 425 ( Marduk ( Tosch ) 272 x Naja vom Gildehof 287 ) in der Zuchstätte von Sonnenheim

Salem vom Gildehof 425 ( Marduk ( Tosch ) 272 x Naja vom Gildehof 287 )

Salem mit 6 Monaten.

Salem mit einem Jahr auf Schelfwerder / Schwerin

 

Salem mit 2 1/2 Jahren

 

Salem mit 3 Jahren auf der Anlage Zuhause. Die folgenden Bilder zeigen ihn ebenfalls im Alter von drei Jahren.

 

Salem zog den A Wurf mit auf, er hatte eine enge Bindung an seine Kleinen. Hier liegt Amara im Hintergrund.

 

Amara, Aladin und Salem von links

 

Aladin und Amara

 

Alle Bilder zeigen Aladin und Amara, die unzertrennlich waren.

 

Salem , Aladin und Amara

Aladin

Aladin von Sonnenheim erlebt seinen ersten Winter.

Aladin bei einem Waldspaziergang auf Schilfwerder

 

Salem war auch dabei

 

und auch Amara

hier ein Ausschnitt Ihres Gesichts.

 

Hier sind sie alle drei zusammen.

 

Marie Zimmermann und Rudolf Kruse machten gerne Ausflüge mit ihrer Ponykutsche und den Salukis nach Schelfwerder. Sie genossen das Wetter und die kleine Oase des Friedens inmitten des 2. Weltkrieges. Diese Aufnahmen enstanden im Sommer 1943.

Die kleinen Salukis genossen diese Ausflüge, sie spielten und tollten herum, versteckten sich und schliefen mitten im Spiel ein, um dann wieder wach geworden, von vorne zu beginnen. Salem hält Wache, während seine Kinder ihre unbeschwerte Jugend genießen.

Rudolf Kruse mit Salem links, der ihn mit seiner Pfote antippt, Amara auf seinem Bauch und Aladin rechts. Er rauchte entspannt seine Pfeife.

Für Salem würden diese Ausflüge auch eines Tages ein grausames Ende finden und sein Leben zerstören.

Manchmal fanden sich seine Freunde auch dort zu einem Picknik ein, lasen oder diskutierten in entspannter Atmosphäre, mitten drin die Salukis, rechts am Baum Marie, daneben Rudolf, niemals ahnend, daß dieses Leben am 24.8.1946 jäh ein so grausames Ende finden würde.

 

Doch zurück in das Jahr 1944, als der B Wurf geboren wurde.

Der B Wurf von Sonnenheim

3/2 Bint, Biwakuf, Buschur, Balli und Bela.

 

Marie Zimmermann mit 2 der Welpen.

 

Die folgenden drei Bilder zeigen die junge Bela von Sonnenheim. Sie wurde später Mutter des D Wurfes.

 

Bela später bei Familie Schnack in Penzlin

Hier eine Vergrößerung ihres wunderschönen und edlen Kopfes.

 

Salems kleiner Freund war ein Dackelmischling.

Nachdem die Russen Marie Zimmermann und Rudolf Kruse 1946 ermordet hatten, und ihr Haus sequestierten, verhungerte der Dackel zusammen mit einem cremefarbenen Saluki in diesem Auslauf und starben in dieser Hütte. Es war Aladin von Sonnenheim.

 

Biwakuf von Sonnenheim, der das Massaker auf Schelfwerder überlebte.

Biwakuf's Geschichte ist auf seinem eigenen Link aufgeschrieben.

Er wurde von den Engländern in Berlin 1945 mit seiner Mutter Ganetti verpaart, der zusammen mit seinem Wurfbruder Brig überlebt habende Sohn wurde Burydown Uki genannt, und ging in England in die Zucht. Biwakuf starb in Berlin, gerade erst 3 Jahre alt.

 

Burydown Uki, geboren am 1.1.1946 in Berlin

 

M. Ch. Burydown Asphodel, seine Tochter und

 

M. Ch. Burydown Freyha aus einer Wurfwiederholung, die nicht nur die größten Ausstellungen in Serie gewann, dazwischen 5 ( ! ) Würfe groß zog, sondern auch die großen Titelcoursings für sich entschied.

Weitere Informationen sind zugesagt, ich werde sie zur gegebener Zeit veröffentlichen.